Handlungsbedarf bei den Feuerwehren: Kreistagsfraktion hört Nöte der Einsatzkräfte
Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Vorpommern-Rügen hat am 07. April ihre Fraktionssitzung in den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr Steinhagen abgehalten. Die ungewöhnliche Lokalität wurde bewusst gewählt, um mit den Wehrführern verschiedener Feuerwehren in der Region ins Gespräch zu kommen und ihre Herausforderungen aus erster Hand zu erfahren.
In der intensiven Gesprächsrunde berichteten Patrick Kröpelin (Wehrführer Steinhagen) sowie weitere Wehrführer und Vertreter der Freiwilligen Feuerwehren aus Süderholz, Triebsees und Abtshagen. Die Emotionalität ihrer Schilderungen machte deutlich: Hier brennt es – und zwar nicht nur bei den Einsätzen.
„Wir leisten unseren Dienst ehrenamtlich und mit vollem Herzen, aber die strukturellen Rahmenbedingungen machen uns die Arbeit unnötig schwer“, fasste Patrick Kröpelin die Stimmung zusammen.
Ein zentrales Problem betrifft die Feuerwehrtechnischen Zentralen (FTZ). Die Einsatzkräfte aus Steinhagen müssen beispielsweise bis nach Klockenhagen oder sogar Bergen fahren, um ihre Einsatzkleidung fachgerecht reinigen zu lassen. „Das kostet wertvolle Zeit, die wir eigentlich für unsere Kernaufgaben benötigen“, so Kröpelin.
Finanzielle Belastung der Gemeinden
Die Ausstattung der Feuerwehrleute schlägt mit rund 2.500 Euro pro Einsatzkraft zu Buche – und sollte idealerweise doppelt vorhanden sein. Bei 40 Einsatzkräften bringt das viele Gemeinden finanziell an ihre Grenzen. Hinzu kommt, dass die Schutzkleidung nach 20-30 Wäschen ersetzt werden muss.
Die Wehrführer stellten mehrere Lösungsansätze zur Diskussion: Von einer Mietlösung für die Ausrüstung über kreisübergreifende Kooperationen bis hin zu einer zentralen FTZ für ganz Mecklenburg-Vorpommern nach dem Vorbild Brandenburgs. „Warum macht jeder Landkreis sein eigenes Ding?“, fragte einer der Wehrführer kritisch.
Bürokratie behindert Einsatzbereitschaft
Ein weiterer Kritikpunkt: Die zunehmende Verlagerung von Verwaltungsaufgaben auf die Ehrenamtlichen. „Unsere Traumfeuerwehr konzentriert sich auf das Kerngeschäft der Gefahrenabwehr und verschwendet keine wertvolle Zeit mit vermeidbarem Verwaltungsaufwand“, betonte einer der anwesenden Wehrführer.
Auch bei Bauvorhaben für Feuerwehrhäuser, die bereits im Bedarfsplan festgehalten sind, wünschen sich die Einsatzkräfte vereinfachte und vor allem beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Kommunikationslücken schließen
Auffällig war das Verhältnis zum Kreisfeuerwehrverband. Trotz vorhandener hauptamtlicher Stellen scheint die Kommunikation zwischen Verband, Landkreis und den einzelnen Feuerwehren verbesserungswürdig. Es fehlt ein echtes Gesprächsforum.
Fazit und Ausblick
Ludwig Wetenkamp, Sachkundiger Einwohner der Fraktion und ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Steinhagen, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Feuerwehrleute: „Wer tagtäglich sein Leben für andere riskiert, verdient optimale Unterstützung. Die geschilderten Probleme werden wir als Fraktion in den Kreistag tragen und konkrete Lösungsvorschläge erarbeiten.“
Der direkte Austausch in Steinhagen hat einmal mehr gezeigt: Die Feuerwehren in der Region brauchen nicht nur Anerkennung, sondern konkrete strukturelle Verbesserungen, damit sie ihre lebenswichtige Arbeit optimal leisten können.